Stefan Heyne – The Noise – Die Belichtung des Ungewissen

Ausstellungsdauer: 23.02.2008 – 23.03.2008


Kann der Fotograf seine Linse etwa nicht scharf stellen? Fünf weiße, abgerundete Flächen vor grünlichem Hintergrund. Dunkle Flächen, Schattenrisse, verschwommene Strukturen. Sind diese schemenhaften Flächen nun Steine eines Scrabble-Spiels oder Elemente einer Leuchtreklame? Die Anhaltspunkte in Stefan Heynes Fotografien sind spärlich, Unschärfe dominiert. Eine rasche Dekodierung der fotografierten Objekte ist kaum möglich. Erst im ruhigen, langen Betrachten erschließen sich seine Bildkompositionen, ein Rest Unklarheit bleibt jedoch bestehen.

Mit seinen bewusst komponierten Arbeiten, in denen auf den ersten Blick nur ein Wechselspiel von farbigen Flächen, unbestimmten Strukturen und ausgefransten Bänder auftauchen, stellt Stefan Heyne die Fotografie als objektives Abbild von Wirklichkeit in Frage. In der Unschärfe wird die abgebildete Realität mehrdeutig. Der Fotograf enttäuscht die eingeschliffene Erwartungen des Betrachters, spielt mit ihnen und führt ihm die Fragilität seiner eigenen Wahrnehmung vor Augen. Denn dort wo die Schärfe, die Klarheit und Präzision aufhört, fangen eigenmächtige Ergänzungen und Assoziationen an. Der Betrachter ist auf seine Subjektivität zurückgeworfen, da sich die Gegenstände in seiner Wahrnehmung ständig verändern und eine eigene, lebendige Autonomie bekommen. So entfalten diese Fotografien der Unschärfe eine starke suggestive Anziehungskraft.

Die Bilder von Stefan Heyne kann man als radikal fotografisch bezeichnen, da sie den spezifischen fotografischen Kern des Mediums frei legen – also nichts anderes als die Aufzeichnung der Reflexion des Lichts. Die klassische Trennung der Raumparameter in Vorder- und Hintergrund sowie Größenverhältnisse sind aufgehoben, ein Horizont oder Lichtquellen nicht auszumachen. Die Bilder sind in ihrer Zweidimensionalität kaum zu lokalisieren – heraus gefallen aus Raum und Zeit. Stefan Heyne stellt somit klar, dass die Fotografie – allem Anschein zum Trotz – ungeeignet ist, präzise Informationen von der Realität zu übermitteln.

Stefan Heyne, geboren 1965 in Brandenburg/Havel. Er studierte von 1987 bis 1992 an der Kunsthochschule Berlin bei Volker Pfüller, von 1992 bis 1993 als Meisterschüler. Seit 2002 konzentriert sich Stefan Heyne auf seine fotografische Arbeit, die er in mehreren Einzel- und Gruppenausstellungen präsentiert hat. Stefan Heyne lebt und arbeitet in Berlin. Kurator der Ausstellung ist Felix Hoffmann.

Zur Ausstellung erscheint ein Buch im Kehrerverlag, Heidelberg mit Texten von: Prof. Klaus Honnef, Kurator Bonn / Raimar Stange, Publizist Berlin / Gregory Knight, Kunsthalle Chicago


◄ vorherige Ausstellungnächste Ausstellung ►
zum Archiv 2008