Herman van den Boom – Arcadia Redesigned 2008-2012

Ausstellungsdauer: 19.04.2013 – 26.05.2013


Eine Topografie des Banalen – zwischen ästhetischer Schönheit und unbehaglicher Leere.

In der kommenden Ausstellung im Waschhaus, Potsdam, möchte ich Ihnen in einer Einzelausstellung das fotografische Projekt „Arcadia Redesigned“ des Künstlers Herman van den Boom präsentieren/vorstellen. Anstelle einer mit Arkadien assoziierten heilen Wunschwelt konfrontiert er uns in seinen Bildern mit dem ungeschönten Alltag. Doch rückt er dabei nicht wie die Fotografen der „New Topographics“ Industrielandschaften und -architekturen, Verfall oder Einkaufszentren mit ihren öden Parkplatzflächen in den Fokus, sondern er konzentriert sich auf den Traum vom eigenen Heim, vom eigenen Glück.

Die Ausstellung „New Topographics“, die 1975 im International Museum of Photography im George Eastman House in Rochester/New York zu sehen war, läutete mit ihren Aufnahmen eines Amerika der 70er Jahre ein neues Verständnis von Landschaftsfotografie ein und hat bis heute einen kaum zu überschätzenden Einfluss. Van den Boom steht ohne Zweifel in der Tradition der teilnehmenden Fotografen, darunter so bekannte Namen wie Lewis Baltz, Stephen Shore sowie Bernd und Hilla Becher. So zählt zu seinen frühen Arbeiten eine in Amerika Anfang der 70er Jahre fotografierte Schwarzweiß-Serie über Autokinos am Tage.

In seiner jüngsten Arbeit „Arcadia Redesigned“ lenkt er den Blick auf (gut)bürgerliche Eigenheime als regionaltypisches Architekturphänomen in Belgien. Es sind keine spektakulären Bauten, sondern ganz gewöhnliche Wohnhäuser und ihre Gärten. Doppelhaushälften, die in ihrer Unterschiedlichkeit wie aneinandergeklebt wirken, modernistisch gestaltete Gärten in bäuerlicher Landschaft oder sie zeigen, wie das Verlegen von Regenrinnen zum Kunstwerk wird. Die Aufnahmen offenbaren die lokalen Charakteristika, wie der Mensch seine Umgebung gestaltet und verunstaltet, einen Alltag, der von der bewussten Wahrnehmung zumeist ausgeblendet wird. Sie stehen für eine Topografie des Banalen zwischen ästhetischer Schönheit und unbehaglicher Leere. Die frontal, klar komponierten Aufnahmen gehen damit über eine Dokumentation hinaus, sie sind eine vielschichtige künstlerische Auseinandersetzung mit der Gesellschaft anhand von persönlichen Räumen. Für van den Boom geht „eine besondere visuelle Kraft von ihnen aus, ein nahezu mythisches Potential als Architektur in der Landschaft“.

Anne Kotzan

Weitere Informationen: www.hermanvandenboom.net/


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