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Eröffnung: Freitag, 13. April 2018, 19 Uhr
Ausstellungsdauer: 14. April – 13. Mai 2018
Zwischen Skulptur, Rauminstallation und Zeichnung changieren die Arbeiten des 1975 in Tokio geborenen, seit vielen Jahren in Hamburg lebenden Künstlers.
Reduktion und Sparsamkeit der Mittel sind die gestalterischen Prinzipien von Henrik Eiben. Dabei waren seine Arbeiten oft in die Nähe von Minimal Art oder Hard Edge gerückt worden. In der Betrachtung der zeichnerischen Werke, der Arbeiten auf Papier, eröffnet sich jedoch eine weitere Perspektive: Henrik Eiben zeigt gerade hier eine Handschrift, die an die konzentrierte, poetische Form von japanischen Haikus denken lässt. Auch in der streng organisierten fernöstlichen Gedichtform zählen die reduzierte Form, die Offenheit der inhaltlichen Erzählung, die Stringenz der gesetzten Zeichen und die Unwiederbringlichkeit des unmittelbaren Ausdrucks. Henrik Eibens Wasserfarbenblätter dulden keine Korrektur und keine Unsicherheit; sie verdanken sich einem klaren Gestus und einer Entschlossenheit in der spontanen Formulierung. Oft ist es gerade das kleine Format, das sich für diese Erprobungen am besten eignet, bisweilen finden sich jedoch die wie flüchtige Gedanken aufs Papier gesetzten Notate auch in den Aluminium-Objekten, Lack-und Holz-Reliefs. Die Gleichzeitigkeit dieser gestalterischen Formulierungen bestimmt das Werk des Künstlers, der in seinem Atelier immer mehrere Arbeiten vor sich hat, immer in verschiedenen Stadien der Bearbeitung, in unterschiedlichen Phasen ihres Entstehens. In den Arbeiten auf Papier ist er jedoch seiner Intention der Reduktion und Konzentration am nächsten. Der einmal gesetzte Strich, die farbige Linie, die lasierend hingestrichene Farbfläche, der weich gebogene Winkel, die schwingend verlaufende Kreidespur – hier sieht man dem Künstler bei der unmittelbaren Entwicklung seiner Formen zu. Hier zeigt sich auch die absolute Singularität seines graphischen Schaffens, das sich nicht – wie im kunsthistorischen Repertoire üblich – in Lineares und Flächiges, Kolorit und Zeichnung aufspalten lässt. Die zeichnerische Sprache von Henrik Eiben unterscheidet nicht in klassische Kategorien; sie formuliert das Genre der farbigen Zeichnung unter ungewöhnlichen Gesichtspunkten. Schon 1911 forderte Auguste Rodin in seinem Essay „Zeichnung und Farbe“, man solle nicht Kolorit und Zeichnung getrennt betrachten, denn „sie sind beide ganz und gar eins“. Was der große Bildhauer der beginnenden Moderne für die Kunstreflexion anregte, hatte er selbst in seinem zeichnerischen Werk umgesetzt – wie in Rodins Blättern zu erkennen, so ähnlich verhält es sich in Henrik Eibens graphischem Werk: So reduziert in der Form wie denkbar, so virulent im Kolorit wie vorstellbar.
– Margit Zuckriegl
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