Eröffnung am Samstag, den 29. April 2023 um 17 Uhr
Ausstellungsdauer: 30.04. bis 28.05.2023
Rainer Siodas und Ulrich Wüsts fotografischer „Landgang“ führt uns durch die brandenburgische Uckermark nördlich und die Mark Brandenburg östlich und südlich von Berlin. Es ist eine Grund- und Endmoränenlandschaft, die die letzte Eiszeit den Menschen zur Besiedelung hinterlassen hat. Es geht durch immerfort verwandeltes Land und in kleine Städte wie Prenzlau. Mit dem Rad oder zu Fuß. Gehen, sehen und Bilder machen.
Diese beiden Fotografen schauen nicht auf das Land wie in eine idyllisch vorgestellte Natur. Sie schwärmen nicht von der Einfachheit des Landlebens. Suchen keine Stille zum Meditieren. Auf dem Dorf bestimmen die Kreissägen und Rasenmäher den Sound. Windkraftanlagen wie Mammutbäume aus Stahl werfen ihre Drehschatten auf den uckermärkischen Boden. Ein großes Stück Wald ist für die Tesla Giga Factory gerodet. Frische Bitumenstraßen winden sich auf dem wieder und wieder von Bulldozern zurechtgeschobenen Erdreich. Dafür wachsen naiv gemalte Laubbäume, eine Südseepalme sogar, auf Fassaden, stehen gekröpfte Pappeln neben Telegrafen- und Laternenmasten, haben gewölbte Ackerböden eine ähnliche Textur wie die in die Jahre gekommenen Rauhputzwände.
Diese Fotos unterscheiden nicht zwischen Natur und Kultur. In dem, was die Menschen hier abgegraben und dort aufgetürmt haben, zeigen sie uns Natur als den Stoff, aus dem Kultur gemacht ist, und Kultur als die Gestalt der Natur.
Die Bilder dieser Ausstellung der beiden Fotografen Rainer Sioda und Ulrich Wüst, so eigen, wie sie jeweils sein mögen, korrespondieren miteinander. Die Bilder entstanden in den dreißig Jahren von 1989 bis 2019.
Die Betrachter sind eingeladen, mit ihnen vor Augen eine ganz eigene Landfahrt zu den Geschichten und der Geschichte dieser Landschaft und der Menschen, die sie ohne Unterlass weiter umgraben, zu unternehmen.
Michael Suckow
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