Filip Markiewicz
PHANTOM POWER
Ausstellungseröffnung: Freitag, 06. September 2024, 19 Uhr
Ausstellungsdauer: 07. September – 20. Oktober 2024
Begrüßung
Mike Geßner, Künstlerischer Leiter
Einführung
Christian Mosar, Konschthal Esch
Soundperformance
Lars Neugebauer, Filip Markiewicz
DJ
Eastgermantechnopope
Die Ausstellung PHANTOM POWER von Filip Markiewicz ist eine künstlerische Erkundung, die sich in einer neuen Serie von Werken entfaltet, die sich mit der Geschichte der Kunst, des Kinos und der Popkultur auseinandersetzen. In einer zeitgenössischen Welt, in der die Grenzen zwischen den Disziplinen zunehmend verschwimmen, produziert Markiewicz, einen Dialog zwischen verschiedenen visuellen Universen, der an das Konzept der „Flüssigkeit“ erinnert, das dem Soziologen Zygmunt Bauman so wichtig war.
In diesem multipolaren Raum funktionieren die Werke von Markiewicz wie ein „multiverselles Videospiel“, in dem sich virtuelle und physische Realitäten überlagern und miteinander verschmelzen. Dieser Prozess erinnert an die Simulakrum-Theorie von Jean Baudrillard, bei der die Unterscheidung zwischen Realität und ihrer Darstellung verschwimmt oder gar nicht mehr existiert. In einem Ozean der Künstlichen Intelligenz fügen sich die Werke von Markiewicz in diese Logik ein, in der die Technologie unsere Wahrnehmung der Wirklichkeit neu konfiguriert und parallele Welten schafft, die sich über unsere eigene Realität legen.
Für die Ausstellung im Kunstraum Potsdam hat Markiewicz eine Serie neuer Ölgemälde geschaffen, die mit verschiedenen künstlerischen Strömungen, vom surrealistischen Kino über den amerikanischen Realismus bis hin zur Renaissance-Malerei, in Dialog treten. Jedes Werk wird so zu einem Knotenpunkt von Referenzen, einem Raum, in dem sich künstlerische Traditionen begegnen und verwandeln. Diese Herangehensweise erinnert an das Konzept der „Intertextualität“, das von Julia Kristeva entwickelt wurde, wonach jeder Text (oder in diesem Fall jedes Werk) ein Gewebe aus Zitaten, Einflüssen und Referenzen auf andere Texte darstellt.
Die Anspielung auf die Renaissance-Malerei führt einen Dialog mit klassischen Vorstellungen von Schönheit, Proportion und Harmonie ein, indem sie diese in den zeitgenössischen Kontext des Hyperpop überträgt. Diese musikalische und ästhetische Strömung, die sich durch visuelle und akustische Intensität, eine Übersättigung von Farben und Formen auszeichnet, entspricht dem, was Markiewicz als ein „flüssiges Hyperpop-Universum“ bezeichnet. Es handelt sich um eine Ästhetik, in der sich alles verwandelt und vermischt, in der sich die visuellen Codes der Renaissance in einer postmodernen Kakophonie auflösen, die an Michel Foucaults Werk über das Verschwimmen der Grenzen zwischen Wissen und Macht, zwischen Altem und Neuem erinnert.
So sind die Werke von Filip Markiewicz, die in der Ausstellung PHANTOM POWER gezeigt werden, nicht einfach autonome künstlerische Schöpfungen, sondern tiefgehende Reflexionen darüber, wie Kunst, Kino und Popkultur in unserer multipolaren und technologisch fortgeschrittenen Welt interagieren. Sie laden den Betrachter ein, in ein ästhetisches Multiversum einzutauchen, in dem jede Referenz, jedes Bild, jeder Klang gleichzeitig vertraut und fremd, stabil und flüssig ist, und so die postmoderne Bedingung widerspiegelt, in
der Vergangenheit und Gegenwart in einer schwindelerregenden Simultaneität verschmelzen.
Der Begriff „Phantom Power“ bezieht sich ursprünglich auf eine Technik, die hauptsächlich im Audiobereich verwendet wird, um Kondensatormikrofone über das Anschlusskabel mit Strom zu versorgen, ohne dass eine zusätzliche externe Stromquelle erforderlich ist. In diesem Kontext könnte der Titel symbolisch für die unsichtbaren, aber präsenten Einflüsse stehen, die Markiewicz in seiner Arbeit untersucht.
Biografie:
Filip Markiewicz ist ein polnisch-luxemburgischer bildender Künstler der seit 2012 in Hamburg lebt. Er drückt sich durch verschiedene Medien wie Zeichnung, Malerei, Musik, Video und Installation aus. 2015 vertrat Filip Markiewicz Luxemburg auf der 56. Biennale von Venedig mit dem Projekt Paradiso Lussemburgo. Seine Einzelausstellungen wurden u. a. in der Stadtgalerie Kiel, der Kunsthalle Osnabrück, der Konschthal Esch, dem Haus am Lützowplatz, dem MNAC – National Museum of Contemporary Art in Bukarest, dem CCA – Centre for Contemporary Art Derry-Londonderry, dem NN Contemporary Art Northampton, dem Museum für zeitgenössische Kunst MUDAM und dem Casino Luxembourg – Forum d’Art Contemporain, wie auch im Kulturjahr Kaunas 2022 (Litauen) präsentiert.
In Produktionen von Theater- und Musikperformances waren Filip Markiewicz‘ Arbeiten am Theater Basel, am Staatstheater Cottbus, im Rahmen der Lausitz Festival, Görlitz, bei den Berliner Philharmonikern und der Expo Shanghai zu sehen. In den 2000er Jahren veröffentlichte Filip Markiewicz mehrere Alben unter dem Namen RAFTSIDE. Das deutsche Musikmagazin Intro beschrieb RAFTSIDE als „eine Mischung aus The Strokes und Kraftwerk“. Im Laufe der Jahre spielten RAFTSIDE zahlreiche Showcases und Konzerte mit verschiedenen Musikern und teilten sich Festivalbühnen mit The Streets, Idles, Daft Punk, Cat Power oder Metronomy. Filip Markiewicz, alias RAFTSIDE, präsentierte eine erste performative Version des Projekts Ultrasocial Pop bei den Rencontres Internationales Paris/Berlin im Musée du Louvre im Februar 2021. Erst kürzlich produzierte und komponierte er auch den Soundtrack für seine Inszenierung von Euro Hamlet bei den Lausitz Festival 2021 mit N.U Unruh (Einstürzende Neubauten) und Lars Neugebauer (Drumklub), und arbeitet gerade an einer neuen Inszenierung von Elektra, die 2025 im Grand Theatre de la Ville de Luxembourg Premiere feiern wird.
www.filipmarkiewicz.com
www.raftside.com
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